ClubCafé ruhrclubbing: Interview mit den Ex-Betreibern – „Ey, das is Techno und keine Pianobar.“
Ob wir schon vor dem Führen unseres ClubCafés namens ruhrclubbing schizophren gewesen sind, wissen wir gar nicht. Vermutlich. Jetzt sind wir es. Denn wenn man monatelang jeden Tag in einen Laden fährt und so tut, als findet man das gut, was man da macht, muss man irgendwann mehrere Persönlichkeiten entwickeln. Denn so war es am Ende. Leider. Man musste einen Laden führen, dessen Konzept einfach nicht mehr das gewesen ist, was es eingangs werden sollte. Eine Mischung aus Club und Café bzw. Bar für Freunde elektronischer Tanzmusik. Ein Platz, an dem man sich im Ruhrgebiet trifft, an dem Freunde auflegen, an dem jeder Musik machen darf und wo die lokalen DJs die echten Stars sind. Ein Ort für Gleichgesinnte, ein Plätzchen mit Groove. Nicht mehr und nicht weniger. Ist ja nicht so schwer, oder?
Praktisch ist aber zumindest, dass wir dank unserer schizophrenen Seite jetzt einfach mal ein Interview mit uns selbst führen können. Darf ich bitten?
ClubCafé ruhrclubbing spricht mit Magazin ruhrclubbing. Ein Interview mit der anderen Seite.
Magazin: Was denkt man eigentlich, wenn man merkt, dass man seine eigene Geschäftsidee an die Wand gefahren hat?
Wir: Scheiße, denkste dir. Was auch sonst? Am meisten ärgerste dich aber über dich selbst. Darüber, dass man so verdammt naiv gewesen ist und dem so sympathisch dreinschauenden Immobilienmakler vertraut hat. Und die sind ja von Natur aus grundehrliche Typen mit Herz und Seele, wie man weiß. Hust. Wir haben uns wahrlich nicht von unserer intelligentesten Seite gezeigt, als wir folgende Worte des Immobilienhais für bare Münze nahmen: „Laute Musik? Das ist hier gar kein Problem. Kommt mal mit!“ Daraufhin schleppte er uns raus und zeigte uns die ein Meter breite Zwischendecke. „Also ihr habt ihr keine Probleme.“ Die Augen glänzen. Das wird geil, denkste dir.
Magazin: Hat die Zwischendecke denn echt nichts gebracht?
Wir: Hör mir auf mit der Zwischendecke! Kurz bevor wir den Laden geschlossen haben, haben wir ihn mit dem letzten Hoffnungsschimmer im Hinterstübchen, unser Konzept doch noch an der Stelle durchsetzen zu können, einer Raum-in-Raum-Akustik unterzogen. Dank unserer lieben Freunde und dem tollen Team von Brandschutz Bochum war das überhaupt erst möglich. Wir haben dann die Decke abgerissen. Und das Geilste war, dass ein Kollege auf der Leiter stand und meinte: „Ey, Jungs. Ich sehe ein Licht.“ Da denkste dir, ja, klar, folge du mal dem Licht. Aber da war doch tatsächlich ein Riesenloch in der Decke, das zur Küche der WG über uns führte. An der Stelle hing einst ein fettes Topteil, das also jeden Abend schön in deren Küche wummerte. Dass die sich beschwert haben, ist kein Wunder.
Magazin: Wie oft haben sich denn Leute beschwert?
Wir: Frag lieber, wie oft nicht. Täglich. Die Polizei zählte zu unseren besten Stammgästen. Selbst Harry kam uns schon besuchen. Der wurde gefeiert, als wäre er ein Superstar als er zur Tür herein kam. Unsere Freunde in Grün mochten uns aber, das muss man sagen. Am letzten Abend wurden sie natürlich auch wieder gerufen, man gönnte uns echt den Dreck unter den Fingernägeln nicht, meinten dann aber: „Das tut uns echt leid. Feiert mal schön, wir kommen heute nicht noch mal.“ Und sie hielten ihr Versprechen.
Magazin: Und dann musstet ihr die Lautstärke runterfahren?
Wir: Runterfahren ist gar kein Ausdruck. Ich mein, da haben Leute bei uns aufgelegt, die konnten noch nicht mal ihre eigenen Monitorboxen hören. Den Bass mussten wir fast komplett rausdrehen. Das macht irgendwann einfach keinen Spaß mehr. Unser ganzes Konzept hat so nicht mehr funktioniert. Da wird man traurig und fährt jeden Tag mit Bauchschmerzen in den eigenen Laden. Teilweise waren wir froh, wenn keiner aufgelegt hat. Einfach aus dem Grunde, weil das kein schönes Gefühl ist, wenn du immer und immer wieder sagen musst: „Mach bitte leiser, dreh den Bass raus, das ist zu laut.“ Und keiner versteht es, was man ja wiederum selbst verstehen kann. Wir wollten die Musik ja selbst gerne laut bzw. lauter hören. Ey, das is Techno und keine Pianobar!
Magazin: Bereut man die Entscheidung einen eigenen Laden aufgemacht zu haben zurückgeblickt?
Wir: Auf keinen Fall. Es war eine schöne Zeit, wir haben viele nette Leute kennengelernt, wundervolle Abende, Nächte, Tage und Morgen verbracht. Diese Zeit möchten wir nicht missen. Und die Erinnerung tragen wir ohnehin immer in unseren Herzen. Unser Dank gilt unseren Freunden und Wegbegleitern, die uns immer unterstützt und an uns geglaubt haben.
hi, ich war auch bei der eröffnungs dabei und mir gefiel der laden dirket sehr gut.
aber ich muss sagen, ich den bierpreis zu hoch fand (das war ja schon diskoniveau) und fands um ehrlich gesagt zu laut zum unterhalten und zu leise zum tanzen.
trotzdem hat das positive überwogen und finds schade.
gruß
Hallo Badbom, danke fürs Feedback.
Das Opening war ja auch ne richtige Party, also sollte es eigentlich sein 😉 Und die Bierpreise haben wir hinterher tatsächlich gesenkt. Als Neugastronom muss man sich da offen gestanden auch erstmal rantasten 🙂 War ja alles neu für uns. Aber freut uns, dass du es trotz der Mängel gut fandest.
Groovige Grüße!
Das hast du aber schön geschrieben 🙂 Danke, Hoddi!
Man man, so lang ist das Opening schon wieder her.
Schön wars, kann man nicht anders sagen.
Das Interview zeigt doch deutlich,was man als Betreiber so durchmachen musste.
Alles Spielverderber. Schade das es so schnell enden musste.